Vom Bitterstoff zum Bitter-Elixier – der gesundheitliche Stellenwert bitterer Pflanzenstoffe in der heutigen Zeit

Bitterstoffe haben sich bewährt – zeitgemäß von der Steinzeit bis heute!

Bitterstoffe nehmen in der traditionellen Medizin unzähliger Kulturkreise seit Jahrtausenden und rund um den Globus einen außerordentlich wichtigen Stellenwert ein. Diese – auch in der Traditionell Europäischen Medizin über viele Jahrhunderte belegte Erfahrung – in Form von modernen Bitter-Therapeutika lebendig zu halten, betrachten wir als eine unserer vornehmsten und essenziellsten Aufgaben – insbesondere in Verbindung mit unserem Schwerpunkt Hormone.

Bitterstoffe

Seit Äonen vom Menschen verwendet – Bitterstoffe

Wie heißt es im Sprichwort? Gute Medizin schmeckt bitter – was schon klar darauf hindeutet, dass Bitteres allerhöchstens noch als Medizin akzeptiert wird, aber sicher nicht als Lebens- oder gar Genussmittel (nehmen wir die Fans von feinherben Bitterschokoladen mal aus). Das ist im wahrsten Sinne des Wortes bitter, da gerade Bitterstoffe ganz einzigartige und durch nichts ersetzbare Wirkungen auf unser Wohlbefinden haben können – naturheilkundlich ebenso überliefert wie wissenschaftlich belegt. Je nach Bitterstoff werden verschiedenste Systeme angesprochen – z.B. das Verdauungs- und Immunsystem, der Stoffwechsel, Schleimhäute oder der Säuren-Basenhaushalt und die Psyche sowie indirekt das Hormonsystem.

Auch wenn es nicht so aussieht – bitter is better

Wie wirken Bitterstoffe eigentlich genau? Bitterstoffe wurden inzwischen von der modernen Wissenschaft ziemlich detailliert untersucht, halten aber noch erstaunlich viele Überraschungen bereit. Konkret wissen wir heute über zwei vollkommen unterschiedliche Wirkkreise Bescheid. Der eine funktioniert durch die sensorische Weiterleitung der Bitterstoffinformation über die Zunge und der Weiterleitung dieser Information an andere Körperorgane wie Leber und Galle, der andere wirkt erstaunlicherweise über das Nervensystem.

Unsere ursprüngliche Ernährung umfasste eine Vielzahl bitterstoffhaltiger Wurzelgemüse – vom Blattgemüse über bittere Obstsorten bis hin zu Wildpflanzen. Da sich der Geschmackssinn des modernen Menschen jedoch im Laufe der Zeit durch industrielle Lebensmittelproduktion und die mannigfaltigen Zusatzstoffe der Lebensmittelindustrie beeinflussen und prägen ließ, bevorzugen wir heute vorwiegend süße, salzige, saure sowie scharfe oder umami (herzhaft-fleischig) Speisen – aber keine bitteren.

Bloß nicht bitter! Denn alles, was bitter schmeckt, stößt beim Verbraucher des 21. Jahrhunderts inzwischen auf vehemente Ablehnung. So bemühte sich auch die Agrarwirtschaft erfolgreich, die Bitterstoffe aus ihren Produkten zu entfernen. Auf der einen Seite dadurch, dass man ihre Verwendung möglichst mied und andererseits, indem man einst stark bitterstoffhaltige Gemüse- und Obstsorten einfach möglichst bitterstoffarm, wenn nicht gar bitterstofffrei züchtete.

Das ist die Ursache, warum beispielsweise Chicoree, Endiviensalat oder Radicchio, die früher deutlich bitter schmeckten, heute kaum noch Bitterstoffe enthalten – wodurch uns leider wichtige Schutz- und Heilstoffe verloren gehen.

 Selbst die meisten Grapefruitsorten schmecken im Vergleich zu früher kaum noch bitter. Die Bitterstoffe wurde rausgezüchtet – traurig aber wahr.

Bitterstoffe, Bitter-Elixiere & Dosierung

Wie können Bitterstoffe eingenommen werden und wie wird dosiert? Bitterstoffe können in verschiedenen Formen eingenommen werden – unter Einbezug bitterer Lebensmittel im Essen, als Tee, Granulat oder als alkoholischer Auszug.

Die effektivste Form ist die Einnahme von Bitterkräuter-Tinkturen, Bitter-Elixieren, Kräuteressenzen oder als Granulat zum Kauen.  Von diesen nimmt man   – nach therapeutischer Empfehlung – ein paar  Tropfen oder Körner zu sich und verfügt dadurch über eine ausreichende Menge Bitterwirkstoffe. Schon ein, zwei Tropfen eines Bitter-Elixiers enthalten ähnlich viele Wirkstoffe wie eine ganze Tasse Tee, therapeutische Dosen sind natürlich erheblich höher und hängen individuell von Bitter, Person und Beschwerden ab. Oft ist auch langsames Einschleichen ein probates Mittel um an seine optimale Dosierung zu kommen.

Bitterstoff Präperate - Bitter Elixier

Traditionelles Wissen – modernes Produkt: Bitter-Elixier

Bitterstoffe – wann einnehmen? Vor dem Essen oder nach dem Essen?

Klare Empfehlung – VOR dem Essen ist erheblich sinnvoller und zwar 10-15 Minuten vorher. Bei der Einnahme von Bitterstoffen vor dem Essen aktivieren diese umgehend die Verdauungsenzyme und regen den Speichelfluss an, so dass die Nahrung besser zersetzt und damit auch besser verdaut werden kann.

Kräuterbitter NACH dem Essen wirken einem Völlegefühl natürlich auch entgegen und sorgen ebenfalls für eine bessere Verdauung – aber effizienter ist es in jedem Fall die Bitterstoffe vorher zu nehmen, da der Verdauungstrakt durch den zeitlichen Vorsprung proaktiv agieren kann.

Abgesehen davon kann man Bitterstoffe auch gut abends vor dem Zubettgehen zu sich nehmen, denn da die Leber einen großen Teil ihrer Arbeit über Nacht verrichtet, freut sie sich über sanfte Unterstützung durch Bitterstoffe.

Bitterstoffe – wie lange einnehmen?

Wie lange und wie oft sollte man Bitterstoffe zu sich nehmen? Bitterstoffe kann man durchaus dauerhaft zu sich nehmen – wie immer ist die Dosis ausschlaggebend und das Mittel, das man zu sich nimmt. So ist durchaus Abwechslung angesagt um – im Rahmen seines Gesundheitsprofils – immer wieder verschiedene Reize und Schwerpunkte zu setzen. Bei verschiedenen Indikationen wie Gallenleiden ist allemal Vorsicht geboten – auch Bitterstoffe sollten deshalb therapeutisch begleitet werden.

Welches Bitter-Therapeutikum ist das richtige für mich?

Das kommt auf die individuellen Bedürfnisse an – Bitter ist definitiv nicht gleich bitter. Es gibt hunderte von verschiedenen Rezepturen und Marken, deren Zusammensetzungen jeweils andere Ziele verfolgen. Schmecken muss die Rezeptur heutzutage leider vor allem – was jetzt nicht unbedingt die Hauptaufgabe eine Bitters sein sollte.  Klar ist, eine gut formulierte Bitterrezeptur folgt einer konkreten Aufgabenstellung und es gibt deshalb auch für verschiedenste Einsatzgebiete jeweils unterschiedliche Bitter-Therapeutika. Am besten ist es, Sie besprechen die Bitter-Auswahl mit einer naturheilkundlichen Fachkraft oder Apotheke, die das passende Präparat für Sie empfehlen kann.

Unsere Bitterangebot

Können Bitterstoffe Nebenwirkungen haben?

Prinzipiell sind Bitterstoffe eine Wirkstoffgruppe bei denen selten über Nebenwirkungen berichtet wird. Natürlich hängt wie immer alles an der Dosis und an der Frage, passt dieses Mittel zu mir. Es gibt z.B. Menschen, die allergische Reaktionen gegenüber Korbblütlern haben oder bei reinen Enzianpräparaten über leichte Kopfschmerzen klagen. Vorsicht ist angeraten für Menschen mit Gallenproblemen, übersäuertem Magen oder gar mit aktiven Geschwüren im Magen oder Zwölffingerdarm – durch die anregend-aktivierende Wirkung von manchen Bitterstoffen auf die Magensaftsekretion können sich Beschwerden auch verschlimmern. In diesem Fall ist von Bittermitteln bis zur Besserung des Geschehens abzuraten. In der Schwangerschaft ist zu beachten, dass manche Bitterpflanzen eine stark adstringierende  – sprich zusammenziehende – Wirkung haben und deshalb gemieden werden sollten. Schwangere sollten in jedem Fall therapeutischen Rat einholen oder mit ihrem Apotheker sprechen. 

Welchen Einfluss können Bitterstoffe auf das Wohlbefinden haben?

Bitterstoffe beeinflussen die Verdauung in mannigfaltigster Weise. Sie entfalten ihre erste Wirkung bereits in Sekundenschnelle, nachdem sie mit unserer Zunge in Kontakt gekommen sind. Ihr bitterer Geschmack stimuliert so nicht nur den Magen, sondern ebenfalls die Leber, die Gallenblase und die Bauchspeicheldrüse, welche für die Sekretion von Verdauungssäften und Verdauungsenzymen verantwortlich sind.

Sind Bitterstoffe gut für die Leber und Galle? Der Leberstoffwechsel ist eine traditionelle Domäne der Bitterstoffe. Die Leber als das zentrale Stoffwechselorgan, verarbeitet Nährstoffe und macht diese für den Körper nutzbar. Als das Hauptentgiftungsorgan baut sie Schadstoffe aus Stoffwechsel und Nahrung ab. Von besonderer Bedeutung ist die Produktion von Gallensaft, der benötigt wird, um die Fette im Darm aufzuspalten und aufzunehmen. Spezielle Bitterstoffe können die Leber bei der Fettverdauung, Entgiftung sowie Stoffwechselvorgängen und Hormonsynthese unterstützen.

Unterstützen Bitterstoffe das Immunsystem und die Darmflora? Der Magen-Darm-Trakt ist nicht nur für die Verdauung zuständig, sondern gleichzeitig eines der wichtigsten Organe für das Immunsystem. In ihm spielen sich viele das Immunsystem unterstützende Reaktionen ab, die durch die Einnahme von Bitterstoffen angeregt werden können. Das wiederum kommt dem Immunsystem indirekt zum Vorteil, ist doch eine gute Verdauung die Basis für ein funktionierendes Immunsystem.

Helfen Bitterstoffe gegen das Verlangen nach Süßem oder generell gegen Heißhungerattacken? Bitter ist der Gegenspieler von Süß. Der intensiv bittere Geschmack hat deshalb das Potenzial, die Lust auf Süßes zu begrenzen. Durch den bitteren Geschmack lässt der Appetit schneller nach und die Stimulierung der auf „bitter“ gepolten Verdauungssäfte können das Verlangen nach Zucker senken. Wenn Sie das nächste Mal Gelüste nach etwas Süßem haben, greifen Sie doch statt zu Gummibärchen lieber zu Bitterstoffen. Von ihm genügen schon ein paar Tropfen, um den Appetit zu senken. Feinherbe, dunkle Bitterschokolade ist allerdings auch eine attraktive Alternative – aber Vorsicht! Die Menge machts!

Schlank durch Bitteres? Helfen Bitterstoffe wirklich beim Abnehmen? Durch eine vermehrte und schnellere Produktion der körpereigenen Verdauungssäfte kann sich das Sättigungsgefühl früher einstellen, was Bitterstoffe zumindest indirekt zu natürlichen Fatburnern macht. Diese Verdauungssäfte führen vor allem in Magen und Darm dazu, dass die Nahrung besser verdaut werden kann. Bereits im Mund sorgen Bitterstoffe dafür, dass mehr Speichel gebildet wird und die eingenommene Nahrung schon dort besser zersetzt werden kann – wobei gutes Kauen wichtig ist. Ebenso können die durch die Nahrung zugeführten Fette besser vom Körper verarbeitet werden, was wiederum mit der Wirkung der Bitterstoffe im Leberstoffwechsel zu tun hat.  

Regulieren Bitterstoffe den Säure-/Basenhaushalt? Die heutigen meist technisch modifizierten Fertig-Nahrungsmittel, aber auch Erfrischungsgetränke, Energiedrinks, Fleisch, Käse, Milch und Alkohol sowie der heutige Lebensstil und Stress können Ursachen für eine sogenannte „Übersäuerung“ im Körper sein. Pflanzliche Bitterstoffe sind von Haus aus basisch und haben – im Zusammenspiel mit einer verbesserten Verdauung – das Potenzial im Körper basisch zu wirken.

Bitterstoffe und Hormone – eine spezielle Liaison

Bitterstoffe und Hormonsystem? Wie hängt das zusammen? Generell haben Bitterstoffe keinen direkten Einfluss auf das Hormonsystem, verfügen nicht über eigenes hormonelles Wirkungsprofil und sind auch nicht als hormon-ähnlich einzustufen. Trotzdem haben einige spezielle Bitterstoffe und Hormonsystem eine ganz spezielle Liaison – nämlich über den Leberstoffwechsel, der einen prägnanten und einzigartigen Einfluss auf das Hormonsystem und wichtige Hormone wie z.B. Progesteron hat.

Die Leber ist nicht nur das Größte, sondern auch das zentrale Stoffwechselorgan. Die Leber übertrifft hinsichtlich der Vielfalt und Komplexität der in ihr ablaufenden Stoffwechselreaktionen alle anderen Organe des Körpers. Neben den bekannteren Funktionen innerhalb des Kohlenhydrat-, Protein- und Fettstoffwechsels und dem Abbau von sonstigen Produkten des Stoffwechsels sowie von Gift- und Fremdstoffen hat sie eben auch noch eine andere Funktion: die Leber ist ein endokrines Kontrollorgan und fungiert als exokrine Drüse. (Anm. eine endokrine Drüse oder Hormondrüse ist eine Drüse, die ihre Stoffe – im Gegensatz zu einer exokrinen Drüse   – ohne Ausführungsgang direkt ins Blut abgibt)

Wichtige hormonelle Aufgaben der Leber

  • Aktivierung von Hormonen (z.B. Schilddrüsenhormone)
  • Synthese von Hormonen (z.B. Angiotensinogen)
  • Abbau von Hormonen (z.B. Steroidhormone wie Progesteron oder Estradiol))

Bei einer gestörten Leberfunktion oder einer überlasteten Leber kann die Leber diesen Aufgaben manchmal nicht mehr optimal nachkommen, was Auswirkungen auf die Hormonbalance nach sich ziehen kann. Hier können spezielle Bitterstoff-Kombinationen eine sanfte Unterstützung bieten. 

Bitterstoff & Psyche

Bitterstoffe bei Depression oder Burnout? Begleitend denkbar, Bitterstoffe ersetzen jedoch mit Sicherheit keine Antidepressiva oder psychologische Betreuung. In der Erfahrungsheilkunde werden Bitterkräuter allerdings schon seit langem für die Behandlung des „Gemüts“ verwendet. Inzwischen gibt es aber auch zahlreiche Forschungsergebnisse, die nahelegen, dass verschiedene Bitterpflanzen einen positiven Einfluss z.B. auf das Nervensystem haben. Eine Forschungsarbeit über eine tibetische Bitterrezeptur legt u.a. nahe, dass Bitterstoffe einen Einfluss auf den Tryptophanstoffwechsel haben könnten – und Tryptophan ist zumindest eine Vorläufersubstanz des stimmungsaufhellenden Serotonins. Ebenso weiß man inzwischen, dass Bitterkräuter das autonome Nervensystem positiv beeinflussen können, das aus zwei unterschieden Kreisläufen besteht – dem sympathischen und dem parasympathischen System. Beim Thema Bitterstoff und Psyche wird es spannend sein, was die Forschung in den nächsten Jahren an konkreten Informationen liefern kann – wir beobachten die neuesten Erkenntnis genau.

Was sind Bitterstoffe genau, wie funktionieren sie und wo sind sie enthalten?

Wenn Wissenschaftler, Apotheker und Pflanzenkundler von Bittersubstanzen sprechen, wird oft die Bezeichnung Amara verwendet, was sich vom Lateinischen „amarus“ für „bitter“ ableitet. Diese Definition umfasst heutzutage allgemeingültig alle bitter schmeckenden chemischen Verbindungen. Bitterstoffe sind deswegen trotzdem keine einheitliche chemische Gruppe, sondern teilweise vollkommen unterschiedliche Substanzen mit einem gemeinsamen Nenner – dem bitteren Geschmack.

Bittersubstanzen verstecken sich in erstaunlich vielen Stoffen: angefangen von verschiedenen Säuren, Drüsengewebe von Tieren und in den allermeisten Fällen natürlich in Pflanzen. Und auch in den Pflanzen gibt es unterschiedlichste Verortungen – angefangen im Harz bei baumartigen Pflanzen, ihrem Öl, ihren Farb- oder Gerbstoffen und natürlich den Blättern, Stengeln und vor allem den stark bitterstoffhaltigen Wurzeln.

Warum ziehen wir Grimassen, wenn wir bitter schmecken? Weil die Reaktion in uns angelegt ist, denn Bitterstoffe sollen abschrecken. Bitterstoffe erfüllen seit Millionen von Jahren für die Pflanzenwelt eine existenzielle Funktion: sie schützen durch ihren bitteren Geschmack und den dafür verantwortlichen Inhaltsstoffen vor natürlichen Feinden – egal ob vor Besiedelung durch Parasiten, Bakterien, Pilzen oder vor Fressfeinden wie Insekten und Schnecken – oder wurzelfressenden Nagetieren.

Bitterstoffe in verschiedenen Heiltraditionen und Medizinsystemen

Achtung: die den Bitterstoffen zugeordneten Wirkungen in den folgenden Ausführungen und Heiltraditionen sind keinem bestimmten Produkt oder einzelnen Bitterkräutern zugeordnet, sondern nur im Verbund der jeweiligen Medizinsysteme zu sehen und generell auch nur in individueller Betrachtung unter therapeutischer Begleitung.

Wissenschaftliche Funde und Beobachtungen lassen den Schluss zu, dass Naturvölker seit vielen Jahrtausenden aus der Beobachtung von Wesen und Wirkung der Pflanzen Rückschlüsse gezogen und gezielt Bitterstoffe eingesetzt haben. Es gibt wohl kaum eine Kultur, deren Schamanen und Heiler und Heilerinnen auf den Einsatz von Bitterstoffen verzichtet hat. Naturnahe Völker der Erde setzen bis zum heutigen Tag Bitterstoffe auf unterschiedlichste Art und Weise für Behandlungen ein.

Nachweisbar wurde in Europa das Wissen um die Kraft des Bitteren schon von Hippokrates (460-370 v.Chr.) empfohlen – so finden sich ca. 30 bittere Heilkräuter und um die 250 Rezepturen mit Bitterstoffen in seinen Aufzeichnungen.

Später war die Herstellung von Kräuterbittern ein Spezialgebiet der Klosterkultur, die sich hier verdient gemacht hat – herauszuheben wären hier z.B. die Aufzeichnungen der Heiligen Hildegard von Bingen (1098-1179), als der großen Heilkundigen ihrer Zeit. Aber auch Paracelsus, der Naturforscher, Alchemist, Medizingelehrte und Philosoph verwendete für sein berühmtes „Elixier ad logam vitam“ – also das Elixier für langes Leben – viele bitterstoffhaltige Pflanzenteile wie Galgant, Aloe oder Enzianwurzel. Auch hunderte von bitteren Klosterrezepturen haben teilweise bis heute Geltung und werden weiterhin produziert.

Als weitere Propagandisten des Bitteren wären zu nennen der schwedische Arzt Urban Hjärne, der den berühmten Schwedenbitter entwickelte, welcher durch die Aufzeichnungen von Maria Treben wieder zu großer Beliebtheit zurückfand und natürlich der österreichische „Kräuterpfarrer“ Herrmann-Josef Weidinger, der die Basis auch für unseren Bitter-Elixier gelegt hat.

Bitter-Elixiere : handgemacht nach alter Tradition

In der TCM haben Bitterstoff eine bereits erheblich längere Tradition. Das Bittere ist in der TCM dem Element Feuer zugeordnet, in dem die „Magie des Lebens“ lodern soll. Nach den Regeln des TCM senkt das Bittere überschießende Energie ab (Entzündung, Giftstoffbelastung), bindet dann diese auszuleitenden Stoffe und führt sie über den Darm einer geregelten Ausscheidung zu. Laut TCM klärt das Bittere zudem die Zellzwischenräume, leitet stoffliche Ablagerungen wie „Feuchtigkeit, Schleim und unreine Säfte“ aus. Bittere Geschmacksenergie soll zudem den „Geist disziplinieren und das Denkvermögen fokussieren“. Die den Bitterstoffen zugeordneten Meridiane (Energieleitbahnen der TCM) sind in der TCM Herz, Dünndarm, Milz, Pankreas und Dreifacher Erwärmer – was eine interessante Deckungsgleichheit zur Zuordnung in der traditionellen europäischen Medizin darstellt.

In der bereits 5000 Jahre alte Ayurvedischen Medizin spielen bittere Heilkräuter ebenfalls eine entscheidende Rolle. Nach ayurvedischer Sichtweise reduzieren Bitterstoffe das Fett, reinigen das Blut und tonisieren Muskeln und Muskelgewebe. Ein Mangel an Bitterstoffen dagegen zieht nach dieser Jahrtausende alten Sichtweise Verdauungsbeschwerden, Leber-, Gallen-, und Magenprobleme sowie Sodbrennen und Blähungen nach sich. Wer schon mal in einem indischen Restaurant beim Essen war, kann sich bestimmt daran erinnern, dass nach dem Essen Bitterstoffe in Form von getrockneten Kräutern und Samen gereicht werden – so wird die ayurvedische Tradition auch im Alltag aktiv gelebt.

Die im Westen zu Unrecht unbekanntere TTM gehört zu den ältesten noch bestehenden Medizintraditionen der Welt und hat gemeinsame Ursprünge mit der TCM und Ayurveda. Eine Besonderheit ist hier die hochkomplexe Pulsdiagnostik als Basis für die Diagnose. In der TTM kommen jahrhundertealte, traditionelle Rezepturen zum Einsatz, die primär aus pflanzlichen Stoffen hergestellt werden. Hier werden bis zu 100! pflanzlich/mineralische Inhaltstoffe kombiniert, die sich gegenseitig ergänzen und ihre Wirkung potenzieren sollen. Hier kommt das Prinzip „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“ zum Einsatz. Bitterstoffe werden hier weniger als Einzelkomponente verwendet, sondern übernehmen eine wichtige Rolle beim harmonisch-kraftvollen Ausbalancieren der Inhaltstoffe einer Rezeptur.

Detailinformationen von Bitterkeitsgrad bis zu Bitterstoff-Gruppen

Ja – dafür gibt es den sogenannten Bitterwert, der allerdings nicht mit Wirkstoffgehalt zu tun hat, sondern rein die geschmacklich-sensorische Bitterkeit misst. Der Bitterwert gilt als quantitatives Maß, um die Bitterkeit eines Stoffes beschreiben und einschätzen zu können. Er zeigt an, in welcher Verdünnung in reinem Wasser ein Bitterstoff vom Menschen gerade noch als bitter wahrgenommen werden kann. In einem chemischen Standardisierungsverfahren wird der Bitterwert mit dem synthetischen Bitterstoff Chininhydrochlorid verglichen und dadurch festgelegt. Diese Standardlösung hat einen Bitterwert von 200.000, was bedeutet, dass 1 Gramm Chininhydrochlorid 200 Liter Wasser bitter schmecken lässt. Der bitterste Stoff der natürlich vorkommt, ist der des Gelben Enzians, dessen Bitterstoff Amarogentin mit 1:58.000.000 angegeben wird. Das bedeutet, wenn 1 Gramm dieses Reinstoffes vom Enzian mit 58.000 Litern Wasser verdünnt wird, schmeckt dieses immer noch bitter. Unglaublich – aber wahr!

Zum Vergleich ein paar Pflanzen, die in unserem Bitter-Elixier Verwendung finden:

Pomeranzenschale: Bitterwert 600-2500

Schafgarbe: Bitterwert 200-2500

Tausendgüldenkraut: Bitterwert 2000 -10.000

Amarogentin – aus gelbem Enzian. Der bitterste, natürlich vorkommende Stoff der Welt.

Amara pura – nur bzw. vorwiegend Bitterstoffe: Enzianwurzel, Bitterholz, Bitterklee, Fieberklee, Tausendgüldenkraut, Quassiaholz, Andorn u.a.

Amara aromatica – Bitterstoffe und ätherische Öle: Anis, Angelikawurzel, Basilikum, Hopfenzapfen, Kalmuswurzelstock, Kümmel, Koriander, Liebstöckel, Schafgarbenkraut, Benediktenkraut, Bitterorangenschalen, Rosmarin, Thymian, Zitronenschalen, Pomeranzenschalen, Wermutkraut u.a.

Amara adstringentia – Bitterstoffe und Gerbstoffe: Chinarinde, Schafgarbenkraut

Amara mucilagenosa – Bitterstoffe und Schleimstoffe: Isländisch Moos, Hohlzahnkraut u.a.

Amara acria –Bitterstoffe und Scharfstoffe: Ingwerrhizom, Galgantwurzelstock u.a.

Amara salina – salzreiche Bittermittel: Löwenzahnwurzel und -kraut, Tausendgüldenkraut u.a.

Primär werden Pflanzen mit bitterem Geschmack jedoch meist nur in drei Haupt-Gruppen unterteilt – in Amara pura, Amara aromatica und Amara acria:

Amara pura sind reine – pura – Bitterpflanzen, in denen besonders hohe Konzentrationen enthalten sind und damit die höchsten Bitterwerte aufweisen. Neben der Enzianwurzel gehören auch die Chinarinde, Artischockenblätter, Benediktenkraut, Tausengüldenkraut und natürlich die Enzianwurzel dazu. Diese Bitterpflanzen werden klassischerweise bei Problemen im Verdauungsapparat eingesetzt. Tausengüldenkraut ist als amara pura in unserem Bitter-Elixier enthalten.

Amara aromatica enthalten neben Bitterstoffen auch eine beachtliche Menge an ätherischen Ölen. Dazu zählen Pomeranzenschalen und Schafgarbenkraut, die beide Einzug fanden im Bitter-Elixier. Diese beiden zählen zu den relativ aromatischen Amara aromatica, während Pflanzen wie Beifuß und Kalmus, das z.B. im Schleimhaut-Tonikum verwendet wird, fast so bitter sind wie Amara pura.

Amara acria enthalten ebenfalls viele Bitterstoffe, deren Bitterkeit aber von einer gewissen Schärfe übertüncht werden. Es ist gerade die Kombination aus scharf und bitter, die hier offensichtlich verdauungsfördernd wirkt, aber eben auch tonisierend, straffend und stärkend. Typische Vertreter der Amara acria sind Ingwer, Kardamom sowie Zitwer und Galgant, der ebenfalls im Bitter-Elixier Verwendung findet.

Bitterstoffe sind eine chemisch sehr uneinheitliche Stoffgruppe. Die meisten Bitterstoffe findet man innerhalb folgender Gruppen:

  • Monoterpene
  • Sesquiterpene
  • Cyanglycoside
  • Diterpene
  • Triterpene
  • Alkaloide
  • Iridoidglykoside
  • Secoiridoidglykoside
  • Phloroglucinderivate
  • Peptide
  • Glycoside
  • Isoprenoide
  • Alakloide

Interessant: Ein Espresso nach dem Essen ist keine schlechte Idee. Koffein ist ebenfalls ein Bitterstoff und zwar mit der besonderen Eigenschaft, die Blut-Hirn-Schranke passieren zu können, weswegen es so anregend wirkt.

Koffein – Bitterstoff in eine ihrer leckersten Formen

Entsprechend dieser Vielfalt von Bitterstoffen besitzt ein großes Spektrum von Arzneidrogen auch einen sehr unterschiedlichen Bitterstoffcharakter. Dieser wird mit Hilfe des Bitterwertes zumeist noch sensorisch abgeschätzt, um bei der Rezeptur von Bitter-Tinkturen bitter-harmonische Ergebnisse zu erzielen – jedes Bitter-Elixier ist damit auch eine Art Bittercuvee.

  • Chinin wird aus der Chinarinde gewonnen
  • Cynarin kommt in Artischocken vor
  • Lactucopikrin findet sich in Endivie und Chicorée
  • Marrubiin im Andorn
  • Absinthin im Wermut
  • Amarogentin (die bitterste natürliche Substanz der Welt) im Gelben Enzian

Wie funktioniert der Wirkmechanismus von Bitterstoffen?

Wie wirken Bitterstoffe im Organismus? In jedem Fall sehr komplex. Der Mensch verfügt über mindestens 29 unterschiedliche Bitterrezeptoren – T2R genannt. Mit diesen Rezeptoren können wir tausende unterschiedliche Bitterstoffe schmecken und erkennen, was wohl in der Entwicklungsgeschichte des Menschen eine wichtige Fähigkeit war – und ist! Jeder dieser Bitterrezeptoren besitzt sein eigenes Bitterstoffprofil – was ein riesiger Unterschied ist zum Süßgeschmack. Süßes nehmen wir nur mit sage und schreibe 2 Rezeptortypen war, wahrscheinlich weil Süßes mangels Verfügbarkeit in der Entwicklungsgeschichte keinen relevanten Einfluss auf den Menschen hatte. Vielleicht ein Grund, warum wir dem Süßen heute so verfallen – wir sind einfach nicht darauf vorbereitet.

Die Wirkung von Bitterstoffen wird reflektorisch – sprich über einen Reflex vermittelt. Durch den bitteren Geschmack werden die empfindlichen Geschmacksknospen insbesondere des Zungengrundes angesprochen.  Diese lokale, biophysikalische Reizung wird dann als kräftige Geschmackserregung weitergeleitet – und zwar über einen Nerv namens Nervus Glossopharyngeus, der in der Großhirnrinde endet, wo dann die Empfindungswahrnehmung „bitter“ signalisiert und übertragen wird. Reflektorisch wird nun bei passenden Bitterstoffen über einen weiteren Nerv, den Nervus Vagus, die Speichel- und Magensaftsekretion angeregt und darüber die jeweilige „Bitterinformation“ an den gesamten Organismus vermittelt.

Das ist auch der Grund, weswegen Bittermittel immer in flüssiger Form als Bittertinktur, Bitter-Elixier, Tee eingenommen oder als zu kauende Nahrung werden sollten, damit sich der bittere Geschmack im Mund entfalten kann und diesen reflektorischen Reiz ausüben kann, der bereits eine erste Wirkungskaskade auslöst. Bei Einnahme durch Kapseln entfällt dieser Wirkmechanismus, da keine reflektorischen Impulse der Geschmacksknospen im Mund erfolgen können.

Tipp: Es ist nicht sinnvoll, Bittermittel wie ein Bitter-Elixier nachträglich zu süßen oder gleichzeitig mit süßen Erfrischungsgetränken einzunehmen, da sonst die Geschmackrezeptoren getäuscht werden und ein wichtiger Impulsgeber falsche Informationen weiterleitet. Die reflektorische Reaktion erfolgt dann eventuell gar nicht oder abgeschwächt.

Die Wahrnehmung von „bitter“ erfolgt nicht nur im Bereich der Mundhöhle, wie lange angenommen wurde. In den letzten Jahren wurden Bitterrezeptoren u.a. im gesamten Magen-Darm-Trakt entdeckt. Diese Entdeckungen könnten erklären, dass Bitterwirkungen nicht nur reflektorisch über die Mundhöhle, sondern reflektorisch UND biochemisch bei Aufnahme über Magen/Darm ausgelöst werden. Inzwischen geht man von einem ubiquitären – sprich überall gegenwärtigen – Vorhandenseins von Bitterrezeptoren aus: von der Nase über die Nebenhöhlen bis zu Herz, Blase, Lunge und bestimmt auch weiteren Organen. Viele dieser Erkenntnisse sind noch relativ neu und wir wissen noch längst nicht alles über die konkrete Funktion der dort verorteten Bitterrezeptoren, doch scheint es wahrscheinlich, dass diese „Andockstellen“ an jedem vorkommenden Ort im Körper eine organspezifische Aufgabe erfüllen.

FAZIT UND AUSBLICK – GUT, BESSER, BITTER.

Die Entdeckung von Bitterstoff-Rezeptoren in fast allen Organsystem hat zu einer rasanten Entwicklung der Forschung auf diesem als Neuland zu bezeichnendem Gebiet geführt – endlich, möchte man meinen, nach jahrtausendelangem Gebrauch in verschiedensten Heiltraditionen.

Wir sind der Meinung die große Zeit der Bitterstoffe beginnt eben erst. Darum können sie sich darauf verlassen, dass die Sankt Gallus Apotheke in Sachen Bitterstoffe für Sie am Puls der Zeit bleiben wird – in Form von Information, Beratung und vor allem in Form von neuen, innovativen Therapeutika: Bitter-Elixier Drinks, Bitter-Tonika, Bitter-Tees und individuellen Rezepturen. Der Tradition verpflichtet – aber auf dem neuesten Stand der Zeit.

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